Geschichten von hier

Hosianna, Halleluja und Amen

21.12.2023. (Text Dr. Wilfried Kürschner, Vechta)

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in der Advents- und Weihnachtszeit werden uns die Worte Hosianna, Halleluja und Amen in vielfätiger Art und Weise begegnen. Sie können gelesen, vorgetragen und gesungen werden. So manch einer fragt sich, wo iegt der Ursprung dieser Worte, was bedeuten sie und was haben sie uns heute noch zu sagen?

Der Sprachwissenschaftler Dr. Wilfried Kürschner aus Vechta hat sich mit diesen Worten näher befasst und uns in seiner Kolumne hilfreiche Erklärungen an die Hand gegeben. Und wenn wir nun in den Weihnachtstagen diesen Worten Hosianna, Halleluja und Amen wiederholt begegnen sollten, dann werden es nicht nur leere Worthülsen sein, sondern sie werden uns auch inhaltlich etwas zu sagen haben.

Manch ein Kirchgänger wird sich wundern, wenn ihm morgen, am 1. Sonntag im Advent, ein Abschnitt aus dem Evangelium vorgelesen wird, der so gar nichts Adventliches enthält. Vielmehr geht es in ihm um den Einzug Jesu in Jerusalem. Dort heißt es in der Luther-Übersetzung unter anderem: „Das Volk aber, das ihm voranging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“ (Matthäus 21, 9) Was hat es mit dem Wort hosianna auf sich?

Hosianna
Hosianna stammt aus dem Hebräischen. Es gehört zu den nicht sehr zahlreichen Ausdrücken, die sich auch in deutschen Bibelübersetzungen erhalten haben. Hosianna war, wie es in der wie so oft hilfreichen „Wikipedia“ heißt, „ursprünglich ein Fleh- oder Jubelruf an Gott oder einen König“. Der Ausdruck besteht eigentlich aus zwei Wörtern, der Verbform im Imperativ hoschia – ›hilf‹ und der Bittpartikel na – ›bitte‹, also ›hilf bitte, hilf doch‹. Der Ausruf entwickelte sich schon früh hin zu einem Heilsruf, wie er in der zitierten Bibelstelle mit dem „gelobt“ oder „gepriesen sei“ aufgegriffen wird. Der erste Bestandteil, hoschia, kommt übrigens auch in der hebräischen Fassung des Namens Jesu, Je-hoschua, vor: „Gott hilft, ist Rettung“.

Halleluja
Bekannter noch als hosianna ist wohl der Ausruf halleluja. Wer ihn nicht gleich auf die Bibel, vor allem auf die Psalmen bezieht, hat vielleicht den einschmeichelnden Song von Leonard Cohen oder aber den wuchtigen Halleluja-Chor aus Händels Oratorium „Messias“ im Ohr. Das hebräische Wort besteht aus der Befehlsform hallelu – ›rühmt, preist, lobt‹ und dem Gottesnamen jah, der Kurzform von jahwe. Es handelt sich also um ein Satzwort, ein Wort, das einen ganzen Satz umfasst, wie auch im Fall von hosianna – ›hilf bitte‹.

Amen

Noch stärker Eingang in unsere Sprache hat das Wort amen gefunden, das ja sogar in einer Redensart, dass nämlich etwas „so sicher ist wie das Amen in der Kirche“, gefunden hat und das etwas abschätzig gemeint ist, wenn wir von jemandem sagen, dass er „zu allem ja und amen sagt“. In der Kirche hat das Wort im Gottesdienst als Akklamationsoder Zustimmungsformel seinen Platz. Es stammt ebenfalls aus dem Hebräischen (dort wird es auf der zweiten Silbe mit langem „e“ betont) und „drückt die eigene Zustimmung zu Gebet und Segen anderer oder die Bestätigung des Vorgebeteten in der Liturgie aus“. In der „Wikipedia“ wird weiter ausgeführt, dass die übliche Wiedergabe mit ›so sei es‹ eigentlich zu schwach ist, da das Gemeindeglied im jüdischen Gottesdienst durch sein beherztes Amen sich dem Gehörten durch seine persönliche Anteilnahme entschieden anschließe und in der Gemeinschaft bekenne, dass das Gehörte für ihn persönliche Gültigkeit besitze.

Auch im Neuen Testament kommt amen häufig vor, „allerdings meist nicht zur Bekräftigung am Ende, sondern vor einer Aussage“. In der Lutherbibel wird es mit ›wahrlich‹, einem heute recht ungebräuchlichen Wort, übersetzt, zum Beispiel Johannes 8, 58: „Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich.“ In der katholischen Einheitsübersetzung bleibt es dagegen bei amen: „Jesus erwiderte ihnen: Amen, amen, ich sage euch ...“

Noch einmal zurück zum Anfang: Dass die Bibelverse mit den Hosianna-Rufen am 1. Adventssonntag gelesen werden, könnte zu der Annahme führen, mit Advent sei die ›Ankunft‹ Jesu in Jerusalem zu Beginn seiner Leidenszeit gemeint, zumal auch der gepriesen wird, „der da kommt“. Das passt eigentlich nicht in die Zeit vor Weihnachten, sondern in die vor Ostern. Deshalb werden die Verse auch am Palmsonntag, dem Sonntag vor Ostern, im Gottesdienst gelesen. Der aus dem lateinischen adventus stammende Begriff bezieht sich aber nach christlichem Glauben auf die Ankunft Gottes auf der Erde, seine ›Menschwerdung‹ in Gestalt Jesu, die zu Weihnachten gefeiert wird. Darüber hinaus ist auch seine ›Wiederkunft‹ am Ende der Zeit gemeint. Aber noch scheint es nicht so weit zu sein.

17.07. 2023 (Text Professor Dr. Wilfried Kürchner, Foto Pixabay)

KOLUMNE: NOTIZEN AUS DER SPRACHEBENE

Unter der Gürtellinie

Wer auf der Autobahn das dringende Bedürfnis verspürt, seine Notdurft zu verrichten, ist froh, wenn endlich das Schild für eine Bedürfnisanstalt in Sicht kommt: ein weißes „P“ auf blauem Grund mit der Zusatzangabe „WC“.

Die neueren Toilettenhäuschen auf den Parkplätzen bestehen häufig aus mehreren Kabi-nen für beide Geschlechter (sogenannte Unisextoiletten), einer Behindertentoilette und einem Pissoir. Letzteres ist offenbar wegen ihrer anatomischen Besonderheiten für Män-ner gedacht, die dort erledigen können, was der Name der Kabine andeutet.

Pissoir stammt aus dem Französischen und wurde nach Auskunft der Herkunftswörter-bücher im 19. Jahrhundert entlehnt. Die französische Aussprache wurde beibehalten (wie auch in Boudoir, Reservoir, Trottoir). Im Französischen gibt es neben dem umgangs-sprachlich gebräuchlichen pissoir einige weitere Bezeichnungen für die gemeinte Ein-richtung: zum einen die umgangssprachliche pissotière und die veraltete vespasienne (nach dem römischen Kaiser Vespasian, der eine Latrinensteuer einführte, auf die der Spruch „Pecunia non olet“ ‚Geld stinkt nicht‘ zurückgeführt wird). Zum anderen gibt es den standardsprachlichen Begriff urinoir.

Während das pissoir im Französischen der Stilschicht „umgangssprachlich“ zugeordnet ist, gilt dies für das deutsche Pissoir nicht: Es ist stilistisch neutral. Anders steht es um das zugrundeliegende Verb pisser, das als pissen ins Deutsche übernommen wurde. Das französische Wort wird ebenfalls umgangssprachlich gebraucht, sein deutsches Gegen-stück pissen wird in den Wörterbüchern dagegen übereinstimmend als „derb“ gekenn-zeichnet. Die umgangssprachliche Form ist pinkeln.

Beide Wörter haben zahlreiche weitere Ausdrücke, sogenannte Synonyme, neben sich, die aber zum Teil stilistisch markiert sind: salopp schiffen, verhüllend sich erleichtern, Wasser lassen, scherzhaft verhüllend für kleine Mädchen gehen/müssen, umgangssprach-lich verhüllend verschwinden, norddeutsch strullen, fachsprachlich harnen – dies ist nur eine Auswahl aus dem Duden-Synonymwörterbuch unter dem Stichwort urinieren, das mit ‚zur Toilette gehen‘ wohl unzureichend definiert ist.

Pinkeln und pissen haben beide denselben Anlaut pi-. Letzteres wird auf eine spätlateini-sche „lautmalende, das Geräusch einer rieselnden Flüssigkeit nachahmende“ Wurzel zu-rückgeführt („Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache“). Auf dem Weg über das Niederdeutsche sei es ins Hochdeutsche gelangt. Bei pinkeln handelt es sich laut dersel-ben Quelle „vielleicht um eine kindersprachliche Bildung (16. Jahrhundert)“, die das pi- von pissen aufnimmt. Dazu passt die reduplizierende (verdoppelnde) kindersprachliche Bildung Pipi ‚Urin‘, auch in Pipi machen.

Nicht als Reduplikation gedeutet wird der kindersprachliche Ausdruck Aa für die feste menschliche Ausscheidung, der „aus der ankündigenden lautmalenden Interjektion a-a substantiviert“ sei (Duden-Herkunftswörterbuch). Jacob Grimm bringt das Wort im „Deutschen Wörterbuch“ mit dem lateinischen caca(re) in Verbindung. Der Kehllaut sei allmählich geschwunden.

Vertraut und manchmal heiß begehrt!

Sprache

18.05.2023 ( Text Prof. Dr. Wilfried Kürschner, Vechta , Foto Pixabay) 

KOLUMNE: NOTIZEN AUS DER SPRACHEBENE

Guten Tag(,) Max Mustermann

Von Wilfried Kürschner

Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch daran, dass man sich früher am Ende von Briefen, insbesondere von Geschäftsbriefen und anderen förmlichen Schreiben, mit dem Ausdruck „Hochachtungsvoll“ vom Empfänger verabschiedete. In den letzten Jahr-zehnten des vorigen Jahrhunderts wurde diese als zu förmlich empfundene Formulierung allgemein durch die Schlussformel „Mit freundlichen Grüßen“ ersetzt. Die Anrede blieb hingegen gleich. „Sehr geehrter Herr Mustermann“, „Sehr geehrte Frau Mustermann“ und bis zum Verschwinden des betreffenden Wortes aus dem Sprachgebrauch: „Sehr geehrtes Fräulein Mustermann“. Lediglich das früher gebrauchte Ausrufezeichen am Ende der An-redeformel wurde durch ein sanfteres Komma ersetzt, wie man es aus dem englischen Sprachgebrauch kannte.

Die Anredeformel am Briefanfang hat sich seither in nichtprivater Korrespondenz erheb-lich gewandelt, wie ein Blick in Briefe unterschiedlicher Absender zeigt. Zwar gibt es noch immer den „sehr geehrten Herrn Mustermann“, er wird aber zunehmend durch For-mulierungen wie „Hallo(,) Herr Mustermann“ oder „Guten Tag(,) Herr Mustermann“ be-grüßt (mal mit, mal ohne Komma). Der Wandel geht offenbar auf den mündlichen Sprachgebrauch zurück, wie er im direkten Gespräch oder am Telefon üblich ist, aller-dings oft ohne Nennung des Namens des Gegenübers. Auch im Austausch von Textnach-richten über sogenannte Messenger-Dienste wie Whatsapp, die mit leichtem Zeitverzug funktionieren, wird dieser mündliche Sprachgebrauch nachgeahmt. So ist wohl die Ver-wendung des Ausdrucks „Hallo“ zu erklären, der zu jeder Tageszeit gebraucht werden kann und vom Briefempfänger nicht als unpassend empfunden wird, egal wann er den Brief zur Kenntnis nimmt (vergleichbar dem norddeutschen „Moin“ und dem süddeut-schen „Grüß Gott“). Die Anrede mit „Guten Tag“ kann dagegen ein Befremden hervor-rufen, wenn der Brief am Abend oder in der Nacht gelesen wird. Schuld daran ist die Zeitversetztheit von Produktion und Rezeption bei postalischen und elektronischen Brie-fen.

In letzter Zeit ist bei einigen Absendern eine Änderung bei der Namensanrede zu be-obachten. Entweder wird der Name ganz weggelassen und man begnügt sich mit einem knappen „Guten Tag“, oder aber es wird der volle Name, also Vorname und Nachname, hinzugesetzt: „Guten Tag(,) Erika Mustermann“. Der entscheidende Unterschied besteht im Weglassen der Wörter „Herr“ beziehungsweise „Frau“. Mit fiel dies zum ersten Mal im Sommer 2021 auf, als die Anrede in einem Schreiben einer staatlichen Stelle im Juni von „Sehr geehrter Herr Mustermann“ auf „Sehr geehrter Max Mustermann“ im Juli um-gestellt wurde.

Dies ist ein bedeutsamer Wandel, denn bisher war die Verwendung des Vornamens in der förmlichen Anrede in Briefen nicht üblich. Sie wirkt auf viele wohl deshalb befremdlich, weil die Nennung des Vornamens auf ein Duzverhältnis verweist, wie es bei Kindern und nach Vereinbarung bei Erwachsenen üblich ist, aber eben im förmlichen Verkehr nicht gegeben ist. Die Vornamennennung geht, wie gesagt, in der Regel einher mit dem Weg-lassen der höflichen, respektvollen Titulierung als „Herr“ oder „Frau“. Damit soll 

eine Einordnung des Empfängers in die Geschlechtskategorien „männlich“ oder „weib-lich“ vermieden werden, die der Betreffende für sich möglicherweise nicht akzeptiert. Dies dürfte vor allem auf intergeschlechtliche Personen zutreffen, für die im Personen-standsregister die Kategorie „divers“ vorgesehen ist. Laut der Wikipedia schätzt der Deut-sche Ethikrat die Zahl dieser Menschen auf 80.000 (das sind etwa 0,1 Prozent der deut-schen Gesamtbevölkerung).

Nicht durchgesetzt hat sich nach meiner Beobachtung übrigens die vor einiger Zeit in einem Normenbuch vorgeschlagene Anrede „Sehr geehrte Persönlichkeit(en)“.

eine Einordnung des Empfängers in die Geschlechtskategorien „männlich“ oder „weib-lich“ vermieden werden, die der Betreffende für sich möglicherweise nicht akzeptiert. Dies dürfte vor allem auf intergeschlechtliche Personen zutreffen, für die im Personen-standsregister die Kategorie „divers“ vorgesehen ist. Laut der Wikipedia schätzt der Deut-sche Ethikrat die Zahl dieser Menschen auf 80.000 (das sind etwa 0,1 Prozent der deut-schen Gesamtbevölkerung).

Nicht durchgesetzt hat sich nach meiner Beobachtung übrigens die vor einiger Zeit in einem Normenbuch vorgeschlagene Anrede „Sehr geehrte Persönlichkeit(en)“.

Wie fange ich an? Tipps fürs Briefeschreiben

Pfingst-Apps

Nicht anders als durch Trunkenheit hervorgerufen konnten sich einige erklären,
was sich da vor ihren Augen, genauer gesagt: vor ihren Ohren abspielte.
Da redeten zwölf Männer, Apostel, „von den großen Taten Gottes“, und zwar so,
dass jeder Einzelne in der Menschenmenge sie in seiner eigenen Sprache predigen
hörte, was alle in Erstaunen und Verwirrung versetzte. Denn bei den Zuhörern
handelte es sich um Juden, die aus allen Teilen der damals bekannten Welt zum
jüdischen Wochenfest in Jerusalem zusammengekommen waren.

Sie stammten aus der Diaspora, in deren Völker sie aufgegangen waren und deren
Sprachen sie angenommen und von Kind auf gelernt hatten. Genannt werden (in der
Apostelgeschichte, aus deren zweitem Kapitel hier berichtet wird) Gebiete vornehmlich
aus dem östlichen Mittelmeerraum, darunter viele in der heutigen Türkei: Kappadokien,
Phrygien, Pamphylien (wo heute Antalya und Side liegen), im Norden Pontus am
Schwarzen Meer, im Westen Asia (Kleinasien) am Mittelmeer, im Osten das Partherreich
und Mesopotamien (heute der Irak), im nördlichen Afrika Ägypten und die Kyrenaika
(im heutigen Libyen gelegen) und einige weitere.

OV-GASTKOMMENTAR: NOTIZEN AUS DER SPRACHEBENE

Von Wilfried Kürschner

In den dort gesprochenen Sprachen also waren die Apostel zu vernehmen, allesamt
einfache Menschen aus Israel, einige aus Galiläa, deren Muttersprache das
Aramäische war, dieselbe Sprache, die auch Jesus sprach. Es waren nun keine
Dolmetscher zwischengeschaltet, die das Aramäische in die genannten „Fremdsprachen“ übertragen hätten.

In der Bibel wird das Sprach-Pfingstwunder vielmehr damit erklärt, dass die Apostel
„alle vom Heiligen Geist erfüllt wurden und begannen, in anderen Zungen zu reden, wie
ihnen der Geist zu sprechen eingab“.
Nicht jeder Heutige kann mit dieser Geschichte etwas anfangen und wendet sich
verständnislos ab. Da kommt es vielleicht gerade recht, dass in diesen Tagen, knapp
2000 Jahre nach dem Sprachenwunder, von einer Entwicklung berichtet werden kann,
die uns auf Anhieb nicht weniger wunderbar erscheint.

Für Handys mit Internetanschluss, Smartphones (das bekannteste ist wohl das iPhone),
gibt es bekanntlich mancherlei Zusatzprogramme, auch Apps genannt („Applikationen“
= Anwendungen). Seit kurzem sind nun Übersetzungs-Apps wie „iTranslate Voice“ und
„SayHi Translate“ für weniger als einen Euro zu haben. Sie bieten eine schon relativ
große Auswahl an Sprachen an (mehr als 20), die man paarweise zusammenstellt, zum
Beispiel Deutsch – australisches Englisch. Dann spricht man einen Satz, zum Beispiel
„Bringen Sie mir bitte ein Bier“, in das Handymikrofon. Nach wenigen Sekunden erscheint,
über das Internet aus Datenbanken abgefragt, dieser Satz in geschriebener Form
zur Kontrolle auf dem Display, danach die englische Übersetzung, „Please bring me a
beer“, gefolgt von dessen gesprochener Fassung in markantem australischem (wahlweise
auch britischem oder amerikanischem) Englisch. Man kann natürlich auch eine
Kombination wie Chinesisch – Japanisch eingeben und erhält bei klarer Aussprache den
chinesischen Satz mit chinesischen Schriftzeichen, danach den Satz in Japanisch, zuerst
in japanischer Schrift und dann in gesprochener Form.

Noch fehlen in den Apps zwar Sprachen wie Aramäisch, Phrygisch oder Latein, aber
vorstellbar wird das Pfingstwunder in zeitgemäßer Form des 21. Jahrhunderts: Die
Apostel sprechen, was sie zu sagen haben, auf Aramäisch in ihr mobiles Endgerät, und
der Jude aus Phrygien hört es in seiner Sprache und der aus Kappadokien in Kappadokisch.

In diesem Sinne: Frohe Pfingsten – Happy Pentecost – Bonne Pentecôte – Pentecoste
Felice – Lycklig Pingst … (Fehler gehen auf Kosten der Apps.)

19.01.2022 (Foto und Text HH)

Winter am Badesee Mindenerwald

Was ist hier eigentlich im Winter los?

Hille. Wer denkt nicht in diesen nasskalten, grauen Januartagen an Sonne, Meer und Strand oder an den Naturbadesee im Mindenerwald? Hier gab es an schönen Sommertagen Lebensfreude pur, Badegäste aus Hille und den umliegenden Gemeinden, viel Badespaß und Kinderlachen. Aber was ist im Winter am Badesee los?

Jetzt herrscht hier Ruhe und eine friedliche Stimmung. Pflanzen- und Tierwelt werden nicht gestört und wenn mal eine Wanderin, ein Wanderer, auftaucht, kann er/sie hier Ruhe genießen und ihren/seinen Gedanken freien Lauf lassen.

Im Winter herrscht hier Ruhe und eine friedliche Stimmung.

Der Badesee liegt im Naherholungsgebiet, dass 47 Hektar Wald- und Wiesenfläche umfasst.  In diesem Areal liegen neben dem Badesee noch sieben namenslose Teiche. Der größte Teich ist der sogenannte Ziegelleiteich. Er liegt in der Nähe der L803, umfasst mit 4,5 Hektar Wasserfläche und ist ein Paradies für Wasservögel.

Dieser größte und imposanteste Teich wird von den Minderwäldern „Ziegeleiteich“ genannt, da hier hauptsächlich der Ton für die nahegelegene Ziegelei abgebaut wurde. Die Ziegelei stellte 1976 den Betreib ein. Die Produktionsgebäude wurden abgerissen, aber das ehemalige Bürohaus ist stehen geblieben und erinnert noch an alte Zeiten.

Der große Ziegeleiteich, ein Paradies für Wasservögel. Hier fühlen sich sogar Schwäne wohl.

Ein Blick auf einen der kleinen Teiche, der vielen Tieren eine Heimat bietet

Ein ausgebauter Rundwanderweg von 2,2 km, führt an der Wiese der zehn schottischen Hochlandrinder, vorbei. Diese zotteligen, genügsamen Tiere leben im Sommer und im Winter auf dieser 20 Hektar große Weide. Die Biologische Station kümmert sich um die Tiere, denn im Winter muss Heu zugefüttert werden. Obwohl die Tiere imposante und spitze Hörner haben, sind sie friedliebend. Sobald sich ein Mensch an dem Futterplatz blicken lässt, wird er zunächst von den Tieren neugierig beäugt und dann freundlich begrüßt.

Die friedlichen Tiere mit dem zotteligen Fell begrüßen ihre Besucher. Humorvoll sei angemerkt: Demnächst  sollte mal ein Frisör vorbei kommen und die Frisur der Tiere stutzen, denn der Pony hängt bei ihnen bis in beide Augen. 

Vorbildlich: Selbst  an der Futterstelle sind die Rinder friedlich, kein Stoßen, Treten oder Verdrängen ...

Demnächst wird das Naherholungsgebiet aufgewertet. In der Nähe des Badesees soll eine Schulsternwarte errichtet werden. Experten weisen darauf hin, dass sich hier die Lichtverschmutzung in Grenzen hält. Der Bau dieser Sternwarte ist für den Badesee ein Gewinn. Das Motto könnte in Zukunft lauten: „Im Sommer Badevergnügen und im Winter Natur genießen und Sterne beobachten“.

 

Arztbesuch für den alten Feldahorn

Baumkontrolleurin Sibylle Michels erstellt und pflegt Baumkataster der Gemeinde

Könnte er sprechen, hätte er sicherlich viel zu erzählen: Der Feldahorn auf dem Hartumer Friedhof ist zwischen 80 und 120 Jahre alt und mit rund 19 Metern einer der höchsten Bäume auf dem Gelände. Dass es ihm auch im hohen Alter gut geht, er fest im Erdreich steht und ein Pilzbefall früh entdeckt wird, darum kümmert sich Sibylle Michels. Sie ist Sachverständige für die Verkehrssicherheit von Bäumen, kurz gesagt eine Baumkontrolleurin, die im Auftrag der Gemeinde Hille das Baumkataster der Gemeinde erstellt und pflegt.

Die Forstwirtin, die nach ihrer Ausbildung Forstwissenschaft studierte, sich 2004 selbstständig machte und dann auf Baumkartierung spezialisierte, arbeitet seit Dezember 2013 für die Kommune. „Ich erfasse alle auf gemeindlichen Flächen wachsenden Bäume, dokumentiere unter anderem Art, Höhe und Stammdurchmesser und schaue, ob sie verkehrssicher sind.“ Beeinträchtigen beispielsweise Pilze die Standfestigkeit oder hat ein Sturm die Krone erheblich beschädigt, muss ein Ast entfernt oder gar der komplette Baum gefällt werden, informiert sie Baubetriebshofleiterin Dagmar Meinert, die entsprechende Maßnahmen einleitet. 

Aktuell sind 6.385 Bäume im Kataster dargestellt. Sie stehen an Straßen, im Kurpark Rothenuffeln, an Kitas und Schulen, auf Friedhöfen und an Feuerwehrgerätehäusern. Meist handelt es sich um Linden, Obstgehölze, Eichen, Buchen, Ahorn und Hainbuchen, selten ist die Esskastanie mit nur drei Vertretern in Nordhemmern, Oberlübbe und Hartum. In Hartum ist sie der Nachbarbaum vom Feldahorn und wird bewohnt von einem Ameisenvolk, das in einer Höhlung im Stammfuß haust. Ist darum die Standfestigkeit des gewaltigen Baums gefährdet? Sibylle Michels greift zu ihrem Schonhammer und klopft die Rinde ab. „Hohl klingt es nicht, da ist also keine Gefahr im Verzug.“

Alte Exemplare wie der Feldahorn und die Esskastanie werden einmal jährlich kontrolliert, junge Bäume alle drei Jahre und stark geschädigte Bäume wie die Eiche am WEZ in Hille alle sechs Monate. Welcher Baum und wie viele pro Monat zu überprüfen sind, legt Sibylle Michels in einem Arbeitsplan Anfang eines Jahres fest. Mal nimmt sie einen im Frühjahr unter die Lupe, um die Krone zu begutachten, mal im Sommer, wenn er voll belaubt ist, mal im Herbst, wenn sich die Pilze zeigen – so erhält sie einen Gesamteindruck vom Zustand. Den Stammumfang misst sie mit dem Messband, mit dem Schonhammer sucht sie nach Hohlräumen, Stammfuß und Krone bewertet sie nach Augenmaß, mit ihrem Schraubenzieher stochert sie in Höhlungen auf der Suche nach Fäulnis, und alle Daten trägt sie in den Laptop ein. Und immer arbeitet sie eng mit dem Baubetriebshof zusammen.

Seit einigen Jahren machen ihr nicht so sehr Baumkrankheiten und stürmische Wetterkapriolen Sorgen, sondern der Klimawandel. „Der Stammumfang des Feldahorns liegt wie bereits bei der letztjährigen Kontrolle bei 2,60 Meter, dabei hätte er etwas zunehmen müssen. Die langen Trockenphasen der Hitzesommer setzen ihm zu.“ Der Wassermangel mache Bäume krankheitsanfällig oder lasse sie absterben. Umso mehr bedauert sie es, wenn kerngesunde Laubbäume auf Privatgrundstücken abgeholzt werden. „Sie zu erhalten, muss Priorität haben, denn durch den Klimawandel werden noch unzählige Bäume verloren gehen.“

Bildunterschrift:


Sibylle Michels misst den Stammumfang des Feldahorns auf dem Hartumer Friedhof.
Foto: Gemeinde Hille

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