Gemeinde-Heimatpflege

Ziel: Heimatpflege der Gesamtgemeinde Hille
Gründung: Mitglieder:
1. Vorsitzende: Dr. Volker Tiemann
Web:
Mail: volkertiemann@t-online.de

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Heimatgeschichte – Regionalgeschichte:
Die Übergänge sind fliessend.

Wo hört die Heimatgeschichte auf, wo fängt die Regionalgeschichte an? Die Übergänge sind
fließend und die Grenzen nicht scharf zu trennen. Natürlich kann Regionalgeschichte auch
einen wissenschaftlichen Charakter tragen. Dann sind professionelle Historiker am Werk.

Ähnlich wie Orts- und Heimatgeschichte und die Arbeit der (ehrenamtlich tätigen) Orts- und
Gemeindepfleger in das überregionale Netzwerk des ‚Westfälischen Heimatbundes‘
eingegliedert sind, wird die Arbeit der professionellen Regionalhistoriker von der
‚Historischen Kommission für Westfalen‘ begleitet.

Erst kürzlich wurden von dieser Institution zwei Veranstaltungen im Preussenmuseum bzw.
im Mindener Museum gefördert, die in ihrer Regionalgeschichtlichen Ausrichtung natürlich
auch einen heimatgeschichtlichen Charakter tragen:

Es soll an dieser Stelle kurz die Rede davon sein:

1.
In einer Tagung mit dem Titel ‚Zwangsarbeit im Dunklen‘, an der auch die Kulturdezernentin
des LWL Frau Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (wenn auch nur kurz) teilnahm, widmeten sich
die Teilnehmenden in Vorträgen und Gesprächen der dunklen Geschichte der ehemaligen
Untertageverlagerung Dachs 1 im Jakobsberg.
Die Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus beginnt dort, wo man lebt, also in
der Heimat. Somit war die Arbeit der ‚KZ- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica‘ für
die heimische Erinnerungskultur schon in der Vergangenheit immer von wichtiger
Bedeutung. Mit Hilfe der ‚Historischen Kommission von Westfalen‘ gelang es nun dem Verein,
dieses Kapitel unter Beteiligung einiger Fachhistoriker detailliert zu beleuchten. Eine
Exkursion in die riesigen - von Menschenhand ergrabenen Stollen im Jakobsberg bildeten
den Abschluss der zweitägigen Tagung, dessen Ergebnisse in einem Tagungsband
veröffentlicht werden sollen.

Führung im Dachs I

dem von KZ-Häftlingen ergrabenen Stollen im Jakobsberg von Porta Westfalica

Dem Verein ’KZ- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica‘ ist auch weiterhin viel Erfolg zu
wünschen. Insbesondere bei seinem Ziel, in der Nähe des Hotel Kaiserhofs eine ContainerAusstellung zum Thema einzurichten, darf man auf die Ergebnisse gespannt sein.

2.
Die Tagung ‚Preussische Herrschaft im Alltag‘ am 1. September 2023 im Mindener Hansehaus
behandelte ein älteres Thema der heimischen Geschichte: die Mindener ‚Kriegs- und
Domänenkammer‘ eine untere Verwaltungseinheit des preussischen Königreichs. Die ‚KDK‘
wurde 1723 – also vor 300 Jahren gegründet. Das Jubiläum dürfte Anlass für die Veranstalter
gewesen sein, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Sie existierte bis 1806 (andere Lesart
1808), als das Zwischenspiel des französischen Königreichs Westfalen mit Jérome Bonaparte
(dem Bruder Napoleons) an der Spitze begann.

Vortrag zur Kriegs- und Domänenkammer in Minden

Die Tagung beleuchtete einige Aspekte der ‚Kriegs- und
Domänenkammer‘, beispielsweise Aufgabengebiete,
Strukturprobleme oder deren Personalbestand.

So mancher prominenter Name trug sich ein in die Liste
derer, die dort Dienst taten:
So beispielsweise Karl Friedrich von Dacheröden, dessen
Tochter Caroline später den preussischen Staatsmann
Wilhelm von Humboldt heiratete.

Die Tagung förderte viele Details zutage: Überraschend die personalwirtschaftliche Konstanz
der Institution, die unter veränderten politischen Bedingungen ihre Arbeit mit gleichem
Personalbestand unverändert fortsetzen konnte: Die Herrscher änderten ihre Namen, neue
politische Themen wurden geboren, die Institutionen wandelten sich – nicht jedoch die
Präsidenten und leitenden Mitarbeiter an der Spitze der Verwaltung.

In zwei Vorträgen wurde auf die Randgebiete der preussischen ‚Kriegs- und
Domänenkammer‘ in Minden eingegangen. Die Verwaltungshoheit erstreckte sich natürlich
auch auf die ländlichen Gebiete. In einem der Vorträge wurde das Handeln der KDK im
Weserdorf Heimsen behandelt. Ein anderer beschäftigte sich mit der Schifffahrt.

Es wären noch viele andere Themen
vorstellbar gewesen:

So etwa das Wirken von Johann
Ernst Tiemann, der ab 1785 als
Kammerrat an der KDK wirkte.
Aus seiner Feder stammt eine
Beschreibung des Amtes Hausberge,
zu dem im 18. Jahrhundert auch die
Vogtei ‚Berg und Bruch‘ und somit
Teile der heutigen Gemeinde Hille
gehörte.
Vom preussischen Kammerrat
Tiemann stammt auch eine Beschreibung
des Salzwerkes bei Rehme, aus dem später
Bad Oeynhausen hervorging.

26.08.2023 (Text und Fotos Dr. Volker Tiemann)

Kreisheimattag in Stemwede-Levern am 19. August 2023

Der diesjährige Kreisheimattag fand am 19. August im beschaulichen Levern
statt.
Eingeladen hatte der Stemweder Kreisheimatpfleger Friedrich Klanke, der also
ein Heimspiel feiern konnte.
Mit einer Ansprache Friedrich Klankes ging es gegen 14.30 bei der gut
besuchten Veranstaltung im Saal des ‚Hotels Schwiitzer‘ Alp los. Es folgte ein
Grußwort von Stemwedes Bürgermeister Kai Abruszat, bevor der
Gemeindeheimatpfleger Tobias Seeger zu der örtlichen Heimatpflege sprach.
Nach dem gemeinsamen Kaffeetrinken machten sich die versammelten
Vertreter der Heimatvereine und der Heimatpflege zu verschiedenen
Exkursionen im historischen Ortskern Leverns auf.
Levern wurde bereits am Ende des 10. Jahrhunderts in der Zeit des 12. Bischofs
von Minden Milo (969-996) erwähnt. Es ist die Zeit, als auf dem Wittekindsberg
die durch die LWL-Fachabteilung ‚Archäologie‘ ergrabene Kreuzkirche entstand.
Leverns Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert. In dieser Zeit wurde auch ein
Kloster gegründet, das Leverns Geschichte im Laufe der Jahrhunderte prägte. In
reformatorischer Zeit wurde das Kloster in ein protestantisches Damenstift
umgewandelt.
Auf seiner Führung konzentrierte sich Friedrich Klanke auf die seit der
Reformation bestehenden Stiftsgebäude. Bei der heutigen Bebauung stammen
die ältesten Gebäude aus dem späten 17. Jahrhundert.
Es wurde bei der Führung deutlich, wie groß die denkmalpflegerischen
Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte waren, um den historischen
Baubestand Leverns zu erhalten. Dabei spielte auch sehr viel privates
Engagement eine Rolle.
Historische Bausubstanz stellt die Eigentümer vor immer neue
Herausforderungen. Dies wurde beispielsweise bei einem historischen
Fachwerkgebäude deutlich, dessen Ober- und Dachgeschoss provisorisch
abgestützt werden musste, um einen Einsturz zu verhindern.
Mit gepflegten Getränken und einem kleinen Imbiss endete der
Kreisheimattgag am Abend an der Historischen Mühle.

Gern hätte das fachlich orientierte Publikum noch mehr gewusst, beispielsweise
in welcher Weise die Erfahrungen des Ortes Levern mit den westfälischen
Denkmalpflegebehörden waren. Aber wie so oft wurde die Zeit knapp, so dass
man sich mit den pittoresken Eindrücken eines historischen Ortes begnügen
musste.
Levern – ein pittoresker Ort am Rande des Mühlenkreises? Geographisch schon
- aber aufgrund seiner Historie auch im Zentrum stehend.
Ein Ausflug dorthin lohnt sich allemal.

 

Kreisheimatpfleger Friedrich Klanke bei seiner Eröffnungsrede

An einem Stiftsgebäude nagt der Zahn der Zeit

Nachruf auf Dr. Gerhard Franke, unseren langjährigen Gemeindeheimatpfleger
Hinweis: zur Vergrößerung in das Bild klicken!

Kreisheimattag

05.04.2023 (Text Friedrich Klanke, Fotos Christel Droste)

Kreisheimattag 2023 findet am 19. August in Stemwede statt

Rat der Heimatpfleger tagte im Gehrmker Hius in Gehlenbeck

 

Lübbecke/Stemwede. Der nächste Kreisheimattag wird am 19. August in Stemwede-Levern stattfinden. Der Rat der Heimatpfleger, der aus je zwei Vertretern der Heimatpfleger der 11 Städte und Gemeinden besteht, verlegte u. a. wegen offener organisatorischer Fragen beim jüngsten Treffen in Lübbecke-Gehlenbeck den zunächst vorgesehen Tagungsort vom Süden des Kreisgebietes (Bad Oeynhausen) in den Nordwesten.

 

Der Kreisheimattag soll am 19. August im Ortskern des früheren Kloster- und Stiftsdorfes Levern um 14:30 Uhr im Hotel Schwiizeralp beginnen. Ab 15:45 Uhr werden Erlebnisführungen durch den historischen Ortskern angeboten und Gesprächsrunden in Verbindung mit Besichtigungen zu den Themen „Wie kann dem Mangel an Hausärzten begegnet werden?“ sowie „Denkmalschutz und nachhaltige Ortsbild- und Grünpflege“.

 

Der Ausklang des Kreisheimattages ist auf dem örtlichen Mühlengelände vorgesehen, um dort in lockerer Runde auch Gelegenheit zur Kontaktpflege des Teilnehmerkreises untereinander zu bieten.

 

Sehr angetan zeigten sich die Mitglieder des Rates der Heimatpfleger von den Aktivitäten des Heimatvereines Gehlenbeck. Ortsheimatpfleger Friedrich-Wilhelm Bartmann erläuterte den fachkundigen Besuchern die heimatliche Ausstellung im Gehrmker Hius. Er wies dabei auf die große Bedeutung der Zigarrenherstellung in Heimarbeit in früheren Zeiten in Gehlenbeck und den Nachbarorten am Wiehengebirge hin.

 

Kreisheimatpfleger Friedrich Klanke bedankte sich bei Ortsheimatpfleger Bartmann dafür, der vor gut zwei Jahrzehnten als Vereinsvorsitzender maßgeblich zum Kauf des Fachwerkhauses und dem Erhalt desselbigen beigetragen habe. Der amtierenden Vorsitzenden Doris Lammermann, Friedrich-Wilhelm Bartmann und den aktiven Vereinsmitgliedern sei es gelungen, nicht nur den ursprünglichen Zustand des Bauernhauses zu erhalten, sondern auch die beim Erwerb größtenteils nicht mehr vorhandene ursprüngliche Möblierung sehr authentisch zu ersetzen.

 

Bei der Verabschiedung von Gerd-Heinrich Niemeyer als Mitglied des Rates der Heimatpfleger, stellte der Kreisheimatpfleger besonders dessen Einsatz auch auf Kreisebene heraus: „Das 2015 verabschiedete Grundsatzpapier und die neue Struktur der Kreisheimatpflege trägt seine Handschrift.“ „Gerd-Heinrich Niemeyer verdient Dank und hohe Anerkennung für den geleisteten Einsatz“, stellte Klanke unter dem Beifall der anwesenden Heimatpfleger heraus.

 

Der Rat der Heimatpfleger traf sich im Gehrmker Hius

Mit Dank und Anerkennung wurde Gerd-Heinrich Niemeyer verabschiedet

 

Fotos: Christel Droste

 

 

Der Rat der Kreisgemeindeheimatpfleger hat sich im Gehrmker Huis getroffen. (Lübbecke-Gehlenbeck)

Kreisheimatpfleger Friedrich Klanke verabschiedete Gerd-Heinrich Niemeyer (v.l.)

Zwischen Weihnachten und Neujahr 2021 ist die sogenannte Bandelhütte am Hermannsdenkmal bei Detmold abgebrannt. Worum handelt es sich bei diesem Bauwerk?

Die Bandelhütte war zunächst wohl nur eine Bauhütte, die errichtet wurde, um den am Bau des Hermannsdenkmal beteiligten Arbeitern Schutz zu geben. Bauhütten haben eine lange Tradition. Bekannt sind beispielsweise die Bauhütten der Zeit der gotischen Kathedralen. Sie gaben den Steinmetzen nicht nur Schutz bei Regen; in ihnen wurden beispielsweise auch Materialien eingelagert. Im Notfall konnte dort drinnen auch genächtigt werden.

Die Besonderheit der Bandelhütte ist darin zu sehen, dass der Urheber des Hermannsdenkmals dort lange Jahre lebte. Bandel wohnte von 1837 bis 1846 in unmittelbarer Nähe des Denkmals bei Detmold. Die Bandelhütte war offenbar auch sein Zuhause in den Jahren vor der Vollendung des Denkmals im Jahr 1875. Sie war wohl der Ort seines Zuhauses, vielleicht der Ort des gemeinsamen Lebens mit seiner Frau, der Ort der Mußestunden neben der Last der Arbeit.

Bandelhütte

Die Art und Weise des Lebens eines Denkmalerbauers wie Ernst von Bandel wirft durchaus auch einen kritischen Blick auf die Zeit der großen Denkmalprojekte, die es offensichtlich zuließ, dass die Beteiligten – wie im Falle von Ernst von Bandel - im zunehmenden Maße gesellschaftlich isoliert wurden.

Die Ursache dafür ist in der langen Bauzeit zu sehen, denn am Hermannsdenkmal wurde seit den dreißiger Jahren gebaut. Erst 1875 – nach nahezu vier Jahrzehnten - konnte es fertiggestellt werden.

Die lange Bauzeit ist wiederum eine Folge der besonderen Entstehungsbedingungen des Bauwerks. Das Hermannsdenkmal war kein ‚Prestigeobjekt‘, das von höchster Stelle gefördert wurde, sondern ‚nur‘ diverse Denkmalbauvereine standen hinter dem Projekt. Ernst von Bandel, der das Denkmal auch entworfen hatte, war nicht nur der ausführende Architekt, sondern auch der federführende ‚Fundraiser‘. In Zeiten, in denen kein Geld floss, stockten auch die Arbeiten. Das Projekt war wie kein anderes Bauprojekt jener Jahre von der Tagespolitik und den Interessen der verschiedenen

Denkmalförderer abhängig. Bezeichnenderweise konnte erst nach der Reichsgründung 1871 das Hermannsdenkmal vollendet werden.

Ernst von Bandel konnte seinen Triumph nicht lange auskosten, denn er starb bereits 1876.

Das Hermannsdenkmal bei Detmold wurde zum wegweisenden Bauprojekt für die weiteren ‚Nationaldenkmäler‘ der großen Denkmalzeit um 1900. Zu den kolossalen Landschaftsdenkmälern gehört neben dem Völkerschlachtsdenkmal bei Leipzig und dem Kyffhäuserdenkmal im Südharz auch das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica, dessen Einweihung 1896 (also vor nunmehr 126 Jahren) gefeiert wurde.

Die Gemeindeheimatpflege Hille würde sich freuen, wenn die Bandelhütte wieder aufgebaut werden würde. Denn die Bandelhütte war nicht nur ein kleines Museum, in dem Exponate zum Bau des Hermannsdenkmals ausgestellt wurden; sie ist auch ein Zeugnis der Lebensweise des Denkmalerbauers und somit auch ein Beispiel für die Sozialgeschichte der Kunst des 19. Jahrhunderts.

Kreisheimattag

01.09. 2021 (Friedrich Klanke, HH)

Der Kreisheimattag fand in diesem Jahr in Hille statt

 Kreisheimatpfleger und Stellvertreter wurden einstimmig wiedergewählt

 Minden-Lübbecke/Rothenuffeln. Die Hiller freuten sich, dass der diesjährige Kreisheimattag in Hille stattfand. Kreisheimatpfleger Friedrich Klanke hatte in das Bürgerhaus Rothenuffeln eingeladen.

 Landrätin Anna Katharina Bölling ließ es sich nicht nehmen, an diesem Tag mit dabei zu sein. In ihrem Grußwort dankte sie den Ortsheimatpflegern für ihren vielfältigen Einsatz. Die Landrätin zog dabei ausdrücklich die ehrenamtlich geleistete Arbeit in den Heimatvereinen, den Dorf-, Kultur- und Vereinsgemeinschaften mit ein.

 

Die Landrätin Anna Katharina Böllin sprach ein Grußwort und leitete die Wahlen.

Der alte und neue Kreisheimatpfleger Friedrich Klanke  ( 1.v.l.)  Foto: HH

„Kultur und Geschichte in ihrer Vielfalt zu bewahren, zu erforschen, sichtbar zu machen und für Gegenwart und Zukunft zu gestalten ist ein wichtiger Teil der Heimatpflege“ hob Anna Katharina Bölling hervor. Sie lud alle dazu ein, ab Herbst beim Beteiligungsprozess zur Gestaltung der neuen LEADER-Förderperiode mitzuwirken.

 Unter der Wahlleitung der Landrätin wurden Kreisheimatpfleger Friedrich Klanke(Stemwede) sowie die stellvertretenden Kreisheimatpfleger Dieter Lückemeier (Hüllhorst), Dr. Klaus-Peter Schumann (Bad Oeynhausen) und Herbert Wiese (Porta Westfalica) einstimmig in ihren Ämtern bestätigt.

 Friedrich Klanke stellte in seinem kurz gefassten Rückblick mit Hinweis auf die direkt vor dem Kreisheimattag erfolgte Zusammenkunft des Rates der Heimatpfleger fest, dass dieses Gremium und insgesamt die seit 2015 neu gefasste Struktur der Kreisheimatpflege sich bewährt hätten.

 Als neue Mitglieder wurden in dieses Gremium entsandt aus Espelkamp Karin Poad und Uwe Lomberg, aus Hille Gemeindeheimatpfleger Dr. Volker Tiemann und Jürgen Paulsmeyer sowie Jürgen Sturma aus Minden und Erika Müller aus Lübbecke.

Die neuen Mitglieder in diesem Gremium, soweit sie an dem Kreisheimattag teilgenommen haben. (v.l.) Stadtheimatpfleger Jürgen Sturma , Minden, Uwe Lomberg und Stadtheimatpflegerin Beate Henke, beide Espelkamp, Stadtheimatpflegerin Eirka Müller, Lübbecke und Gemeindeheimatpfleger Dr.Volker Tiemann, Hille.

Foto: Dr. Pia Steffenhagen-Koch, Minden

Friedrich Klanke stellte erfreut fest, dass mit den Stadtheimatpflegerinnen Beate Henke und Erika Müller die auf dieser Ebene bisher reine Männerdomäne eine erste Veränderung erfahren habe. Damit werde auch nach außen das Engagement der Frauen in der Heimatarbeit vor Ort sichtbarer.

 Ein zunehmendes Problem sei Nachwuchsgewinnung generell im Vereinsleben und in vielen Bereichen mit ausgeprägter ehrenamtlicher Tätigkeit, stellte Klanke fest. Er ermunterte dazu, dass sich die Heimatpflege vor Ort und auf der Kreisebene durchaus häufiger zu aktuellen Themen, wie der Dorf- und Stadtentwicklung und zu Fragen des Klima- und Naturschutzes äußern sollte.

 

In diesem Zusammenhang wies der Kreisheimatpfleger auch kurz auf die Resolutionen zum Denkmalschutzgesetzt NRW und den Themenbereich „Regionale Baukultur“ hin. Die Einbindung von Orts- und Stadtheimatpflegern in Ausschüssen und anderen kommunalen Gremien sei kreisweit unterschiedlich ausgeprägt.    

 In der Mitgliederversammlung des Kreisheimatbundes wurde unter Leitung von Karl-Heinz Wille aus Porta Westfalica der Vorstandsbeirat mit der GeschäftsführerinDr. Pia Steffenhagen-Koch (Minden), Kassenwart Jürgen Kreimeier (Hüllhorst) und der Archivleiterin Christel Droste (Lübbecke) einstimmig in ihren Ämtern bestätigt.

 

 

Gruppenbild: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kreisheimattages 2021 in Hille.

Foto: Dr. Pia Steffenhagen-Koch, Minden

Newsletter

Abb.: Glasornament Kirche Oberlübbe von 1913

Betr.: Aus der Arbeit der Gemeindeheimatpflege: Brief an die Ortsheimatpfleger – Newsletter 4

Hallo liebe Ortsheimatpfleger der Gemeinde Hille, 28.08.2021

Hallo liebe Heimatfreunde,

ich grüße Euch in dieser immer noch durch die Corona-Pandemie eingeschränkten Zeit. Es gibt so einiges zu berichten: Deshalb melde ich mich relativ kurzfristig.

1. Am Dienstag, den 24. August 2021 fand im Bürgerhaus Rothenuffeln eine Versammlung der Kreisheimatpflege im Beisein der Landrätin Anna Katharina Bölling statt. Der bisherige Kreisheimatpfleger Friedrich Klanke aus Stemwede wurde auf dieser Versammlung in seinem Amt bestätigt. Ebenso wurden in den darauffolgenden Wahlen die weiteren Amtsträger dieses Gremiums bestätigt. Die Wahlen geschahen (fast) einmütig. Gegenkandidaten gab es nicht. Weitere Einzelheiten kann ich mir an dieser Stelle sparen, da auch die Zeitungen darüber berichten.

Auch von Seiten der Gemeindeheimatpflege ‚Herzlichen Glückwunsch‘ an alle Gewählten – insbesondere an den alten und neuen Kreisheimatpfleger Friedrich Klanke aus Stemwede.

Herr Klanke machte darauf aufmerksam, dass sich die Kreisheimatpflege in absehbarer Zeit nach einem neuen Kandidaten wird umsehen müssen, da er altersbedingt ausscheiden wird.

Die Suche nach einen geeigneten Kandidaten hat also begonnen.

Abb. Eulen und Steinkäuze

2. Ebenso in der 34. Kalenderwoche fand die Preisverleihung des Heimatpreises statt. (Ihr habt vielleicht darüber gelesen.)

Die Jury hat es sich nicht leicht gemacht. Letztlich musste jedoch eine Entscheidung getroffen werden. Der Preis wurde in zwei erste Plätze und einen dritten Platz geteilt. Die eine Hälfte des Ersten Platzes ging an die Museumsscheune auf dem Hofgut von Oeynhausen (auch Reimler‘scher Hof) in Hille, das von Hermann Böhne und Karl-Heinz Hucke federführend initiiert wird. Über die andere Hälfte darf sich der Heimatverein Holzhausen II e.V. freuen, der an der Historischen Schmiede in Holzhausen das Kopfsteinpflaster erneuern möchte. Das Projekt ‚Eulen und Steinkäuze in der Gemeinde Hille‘ von Gerhard Neuhaus, das im vergangenen Jahr bereits im Wettbewerb war, wurde mit einem dritten Platz bedacht.

‚Herzlichen Glückwunsch‘ an die Preisträger sagt die Gemeindeheimatpflege.

An alle Gruppen, die in diesem Jahr nicht bedacht wurden, richte ich den Appell zum Weitermachen. Im nächsten Jahr wird sicherlich ein weiterer Heimatpreis vergeben. Und die Chancen steigen von Jahr zu Jahr.

Abb.: Oma-Corona

3. Ihr habt es wahrscheinlich schon in der Presse gelesen, dass zum Ende des Monats September (nach derzeitigem Stand) das Impfzentrum in Unterlübbe geschlossen wird. Gut ein dreiviertel Jahr sind die Sporthalle und das angrenzende Kulturzentrum zweckentfremdet worden. – Aber die Unterlübber haben mit Freude registriert, dass ihre Ortschaft bei einer so wichtigen Aufgabe helfen durfte. In einer solch gravierenden Ausnahmesituation wie einer weltweiten Pandemie muss man zu Einschränkungen bereit sein. Keine Frage.

4. Ich hatte in meinem letzten Brief angedeutet, dass ich die Ereignisse gerne dokumentieren würde. Die Arbeiten dazu sind weitgehend abgeschlossen. Es kann eine ‚Loseblattsammlung‘ von ca. 70 DinA5 Seiten erstellt werden. Die dazugehörige Datei ist vorhanden.

Ich danke allen, die behilflich waren.

Auf eine größere Ausarbeitung möchte ich jedoch verzichten. Es ist zu erwarten, dass andere Stellen mit größeren Möglichkeiten die Pandemie-Ereignisse der Jahre 2020/2021 aufarbeiten werden.

Aber schließlich haben auch die Unterübber ein Anrecht darauf, ihre Geschichte zu erzählen. Deshalb war der Aufwand gerechtfertigt.

5. Wie immer bin ich bestrebt, meinen Newsletter bildlich zu illustrieren. Meine Wahl fiel dies Mal auf einen Button mit der ‚illustrierten Initiale I‘.

Viele Grüße

Euer

Volker Tiemann

Abb.: Buchpublikation ?Monumente‘ und Kaisertasse

Betr.: Aus der Arbeit der Gemeindeheimatpflege: Wer weiß etwas über Hirzew Nikolai?

Hallo liebe Ortsheimatpfleger der Gemeinde Hille, 28.05.2021

Hallo liebe Heimatfreunde,

nun scheint es ja endlich etwas Licht am Ende des Tunnels zu geben.

Natürlich konnte auch die Gemeindeheimatpflege in den letzten Monaten nicht so, wie sie wollte. Aber es kommen sicherlich bessere Zeiten.

Ich hatte versprochen, in regelmäßigen Abständen aus der Arbeit der Gemeindeheimatpflege zu berichten. Hier also der versprochene Brief.

1. Zunächst möchte ich einen Nachforschungsauftrag an Euch weiterleiten, der mich vor einigen Wochen (durch Herrn Wolfgang Battermann, AG Alte Synagoge) erreichte.

Die Nachfragende aus Stuttgart erkundigte sich nach dem Schicksal ihres Vaters, ein Mann namens Hirzew Nikolai, sowie zwei weiteren Personen: Ani-Lise Litke und Lisa Honek. -. Diese Personen sollen während des Krieges in einem Arbeitslager in Lahde gelebt haben. Danach haben sie lange für einen Bauern in Hille gearbeitet.

Ich konnte mittlerweile herausfinden, dass die alte Post-Anschrift, die mir mitgeteilt wurde, zu keinen Ergebnissen führt. Ich habe mich ferner umgehört, jedoch bisher ohne Erfolg. Darum an Euch die Frage, ob Ihr mir weiterhelfen könnt.

Hirzew Nikolai hatte auch Kinder in Deutschland, zu denen die Absenderin des Nachforschungsauftrags jedoch keinen Kontakt mehr hat.

Wer mir also weiterhelfen kann, soll sich bei mir melden!

Eine andere Sache:

2. Wie ihr alle wisst, hat der Kreis Minden-Lübbecke das kreisweite Impfzentrum in der Unterlübber Sporthalle untergebracht. Auch die Räumlichkeiten des Heimatvereins ‚Zwischen Berg und Bruch‘ wurden in Beschlag genommen.

Natürlich hätte ich gern die Impfkampagne in Unterlübbe für die Nachwelt dokumentiert; aber es besteht wohl ein Fotografierverbot, an das sich auch die Heimatpflege halten muss. Auch eine Anfrage beim Kreis, mir das Fotografieren in Unterlübbe zu erlauben, führte bis heute zu keinen Ergebnissen.

Schade eigentlich, denn auch der Kreis Minden-Lübbecke müsste ein Interesse daran haben, die Geschehnisse zu dokumentieren. Eine Gedenkschrift wäre beispielsweise vorstellbar.

Inzwischen hat sich das Mindener Tageblatt eingeschaltet. Mal sehen, was dabei herauskommt.

3. Aufmerksam machen möchte ich an dieser Stelle auf meine facebook-Seite und auf meinen Instagram-Account. Ich veröffentliche hier kurze Spotlights zu meinen Beiträgen als Kunsthistoriker und neuerdings als Gemeinde- und Ortsheimatpfleger. Zum Teil sind die Texte bei ‚books on demand‘ eingestellt. Im Lauf der Zeit ist einiges zusammengekommen. Natürlich gebe ich gerne Auskunft zu meinen Arbeiten, und ich würde mich freuen, wenn eine Resonanz entsteht.

An meinem e-book zu den Denkmälern des Mindener Landes (‚Monumente‘) habe ich lange geforscht.

Abb.: Meister Bertram schuf im norddeutschen Raum eine Reihe von Altären. In dem Altar für die Hamburger Petri-Kirche verknüpfte er alt- und neutestamentarische Themen. Kunsthistorisch gesehen von seltener Einmaligkeit. - Der Engel (hier ein Bild von Meister Bertram) ist fester Bestandteil der großen Weltreligionen

Weitere Texte sind daraus hervorgegangen: zur Oberlübber Kirche (als Beitrag zur Ortsgeschichte) sowie zu einer Beschreibung eines Salzwerks bei Rehme aus dem Jahr 1785 (als ein Beitrag zu ‚Berg und Bruch‘)

Andere Texte gibt es ebenfalls als ebook, als Manuskript oder als ‚book on demand-Titel‘. (beispielsweise zu dem mittelalterlichen Maler Meister Bertram).

Ich hoffe, für jeden ist etwas dabei. Schaut einfach mal rein bei facebook, instagram und Co.

4.
`Hier meine letzten facebook-Instagram-Aktivitäten:

Ich habe dort beispielsweise auf eine Karte der Gemeinde Hille aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufmerksam gemacht, Die Karte wurde von Putkammer, ‚Preußischer Leutnant im 1. Garde-Regiment zu Fuß‘, unterzeichnet. Eingeweihte wissen vielleicht, dass dieses ein berühmter Name ist.

Abb. Schloss Haddenhausen – Ein Aquarell aus den siebziger Jahren

5. Ein anderer Beitrag beschäftigte sich mit einem Aquarell aus dem Jahr 1539, bei dem Schloss Haddenhausen und der Name Haddenhausen- Bussche eine Rolle spielen. Die Weserrenaissance hat bekanntlich unsere Gegend entscheidend mitgeprägt.

Abb.: Heinrich der Löwe und Mathilde vor dem Mindener Dom, Mindener Münzfreunde, 2008

6. Was macht man so an langen Winternächten während der Corona-Pandemie? Als Kunsthistoriker wird man nicht arbeitslos.

Zur Zeit beschäftige ich mich mit der Hochzeit ‚Heinrichs des Löwen mit der englischen Prinzessin Mathilde‘, die am 1. Februar 1168 im Mindener Dom stattgefunden haben soll. Kunsthistorisch ist dieses Thema bedeutsam, weil auch das berühmte Evangeliar Heinrichs des Löwen damit in Zusammenhang steht. Ich erinnere mich an eine frühere Kunsterzieherin, bei der ich während meiner Schulzeit Unterricht hatte. Sie hat vor Jahren eine Medaille zu dem Thema geschnitten. Dabei wurde eine Szene aus dem Evangeliar mit dem Westwerk des Mindener Domes kombiniert

Es sprechen gute Gründe für eine Heirat in Minden. Belastbare Quellen sind jedoch Mangelware. In der Sekundärliteratur wird die Heirat in Minden inzwischen wieder bejaht.

Auch für die Gemeindeheimatpflege Hille ist Heinrich der Löwe als Thema interessant. Doch das kann ich an dieser Stelle nicht ausführen.

Wem etwas aufgefallen ist, das mit den Stichwörtern ‚Löwe‘, ‚Mathilde‘ oder ‚1168‘ in Verbindung steht, möge sich bitte melden.

7. Dem einen oder anderen wird es nicht entgangen sein, dass der aus Schlesien stammende Kirchenmaler und Glaskünstler Alfred Gottwald (11.06.1893-07.12.1971), der in Hille seine zweite Heimat gefunden hatte, vor fünfzig Jahren gestorben ist. Sein Grab befindet sich auf dem Hiller Friedhof.

Abb.: Altarraum Kirche Oberlübbe/ heutige Situation. Die Frage wird gestellt, wie der Altarbereich früher ausgesehen hat.

8. Folgende Anfragen und Anregungen haben mich erreicht:

Heinz Uphoff, Unterlübbe, Köhlterholz, möchte wissen: Wer weiß etwas über den alten Altar der Kirche Oberlübbe? Der jetzige Altar geht auf die sechziger Jahre zurück. Wie es davor im Altarbereich ausgesehen haben mag, weiß man nicht. Informationen dazu bitte an mich als den Ortsheimatpfleger von Unterlübbe.

Harald Biermann, Hamburg, und Eickhorst, übergab der Heimatpflege eine mit ‚Putkammer‘ unterzeichnete Karte von Hille zur weiteren Bearbeitung. Vielen Dank dafür. Veröffentlichung im Hiller Webblatt ist bereits erfolgt.

Klaus Zielke, Unterlübbe, Harthekel, erkundigt sich nach der alten Schule in Unterlübbe. – Die Informationen hierzu sind tatsächlich sehr spärlich. Bis auf eine Abbildung in den ‚Beiträgen zur Ortsgeschichte‘, Heft 1, mit kurzer Bildunterschrift (Aufbau 1847/48, Abriss 1963), sind fast keine Informationen vorhanden. Die Unterlagen zur alten Schule in Unterlübbe dürften im Kommunalarchiv Minden lagern. Wer hat darüberhinaus Informationen, die von allgemeinem Interesse sind?

Dr. Claus-Peter Rückemann, Minden, Münster, Hannover, erkundigt sich nach dem Moorfundplatz in Unterlübbe. Ein Scan des Grabungsberichts der Ausgrabungskampagne 1985 wurde zur Verfügung gestellt.

Abb.: Gedenkbriefmarke Sophie Scholl

9. Mein letzter facebook-Instagram-Beitrag bezieht sich auf die Herausgabe einer Gedenkbriefmarke, die aus Anlass des hundertjährigen Geburtstages von Sophie Scholl erschienen ist. Sophie Scholl ist nicht nur ein Thema für die Schule. Sophie Scholl geht uns alle etwas an. - Das Opfer, das sie zu geben bereit war, verdeutlicht bis heute, wie wichtig Meinungsfreiheit, Rechtstaatlichkeit und Demokratie sind.

So, liebe Ortsheimatpfleger der Gemeinde Hille und liebe Heimatfreunde. Es gab ja doch einiges zu berichten. Alles Gute und freut Euch auf einen schönen Sommer!

Euer

Volker Tiemann

Das Ritterbruch in Haddenhausen

... Familienstammsitz des Geschlecht von dem Bussche-Haddenhausen, aus dem der Prinzgemahl der ehemaligen holländischen Königin hervor ging

Holland (Haddenhausen) in Not? ... und HappyEnd!

’Eine Karte aus dem Jahr 1837‘

Zu einer Darstellung der Region westlich von Minden war es bereits 1539 gekommen. Anlass war eine Fehde zwischen Stadt und Land um das sogenannte Ritterbruch, in deren Folge das Gut Haddenhausen zerstört worden war. (Das heutige Schloss stammt aus dem 17. Jahrhundert.)

Eine erste Beschreibung des Aquarells aus dem Jahr 1539 lieferte bereits der Archivar Johann Karl von Schröder im Jahr 1965 in den ‚Mindener Heimatblättern‘. Ihm war auch der Fund in dem Marburger Staatsarchiv gelungen. (Kopien existieren seitdem u.a. im Mindener Museum und in den Räumlichkeiten des Heimatvereins ‚Zwischen Berg und Bruch‘.) Aufgrund des Fundortes erwog er eine Verbindung zu den beiden Häuptern des Schmalkaldischen Bundes Kurfürst Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen, von denen er vermutete, dass sie bei der Fehde um das Ritterbruch um Vermittlung bemüht worden waren. Ein Schiedsgericht hatte am 23. August 1539 in Minden einen Schiedsspruch gefällt und im Vorfeld war das vorliegende Aquarell entstanden (vgl. Johann Karl von Schröder, Ein Aquarell von 1539, Die älteste Ansicht der Stadt Minden (‚Mindener Heimatblätter‘, 1965, Seite 156- 159).

Dargestellt auf dem Aquarell ist auf dem linken Rand eine Stadtansicht Mindens (aus nördlicher Sicht). Es handelt sich um eine der ältesten Stadtansichten Mindens aus der frühen Neuzeit. Gut sichtbar ist oberhalb der Stadt der Gebirgsdurchstich, die Porta Westfalica, zu erkennen. Am unteren Rand reihen sich die bereits existierenden Dörfer Hahlen, Hartum und Südhemmern aneinander. Der obere Rand wird durch eine Darstellung des Wiehengebirges dominiert. Am rechten Rand ist ein Moordamm wiedergegeben, der nach Hilferdingsen (heute Ortsteil von Unterlübbe) führt. Im Zentrum das Ritterbruch, das heutige große Torfmoor, sowie Gut Haddenhausen.

Bereits der Entdecker des Aquarells hat darauf aufmerksam gemacht, das nicht in allen Teilen die historische Ansicht der Wahrheit entsprechen dürfte. So ist für Bergkirchen beispielsweise eine Burg angedeutet, deren Existenz bis heute jedoch zu bezweifeln ist

  Das Ritterbruch in Haddenhausen

Die Absicht des Aquarellisten war zudem keine akribisch-realistische oder historisch-wirkliche. Er verfolgte auch keine künstlerischen Motive bei seiner Darstellung. Seine Absicht war offenbar eine dokumentarische. Das Bild sollte zur Illustrierung einer Gemarkung dienen, der man zuvor keinerlei größere Bedeutung beigemessen hatte.

Historisch gesehen hatte die Zunahme der Bevölkerung in den anliegenden Dörfern und die damit bedingte intensivere Nutzung des Moores zu Konflikten geführt. Hinzu kamen Streitigkeiten in Zusammenhang mit der Reformation, die in den Jahren zuvor in der Bürgerschaft von Minden Einzug gehalten hatte.

Insbesondere unter dem Eigentümer von Gut Haddenhausen, Johann von Münchhausen (ca 1466 – 1551), war es infolge der Reformationsbestrebungen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts immer wieder zu massiven Konfrontationen mit der Mindener Bürgerschaft gekommen. Im Zuge dieser Fehden soll Gut Haddenhausen 1530 zunächst zerstört worden sein. Nach einigen Änderungen in den Besitzverhältnissen innerhalb der Familie von Münchhausen (der berühmte Lügenbaron hat nur entfernt damit zutun) wechselte das Gut in den Besitz der Familie von dem Bussche. Sie ließ zwischen 1613 und 1616 das heutige Schloss im Stile der Weserrenaissance errichten. (vgl. Jürgen Soenke, Baugeschichte des Schlosses Haddenhausen, Mindener Heimatblätter 1965, 213-224, Kreft/ Soenke, Die Weserrenaissance, Hameln 1964, (6)1986, Seite 280.)

Haddenhausen spielt aber auch eine Rolle bei der Eheschließung der niederländischen Kronprinzessin Beatrix mit dem aus Hitzacker/Elbe stammenden Claus von Amsberg (1926-2002) am 10.3.1966.

Die Mutter von Claus von Amsberg war eine geborene von dem Bussche-Haddenhausen – die Tochter eines Gutsbesitzers, dessen Familiengeschichte offenbar bis Haddenhausen reicht.

Fotostrecke: Schloß Haddenhausen

Fotos:

Copyright: Frank Ovesiek

11.03.2021 (Dr. Volker Tiemann, HH)

Eine Karte der Gemeinde Hille aus dem Jahr 1837 gezeichnet von dem Leutnant
im Ersten Garde-Regiment zu Fuß von Puttkammer

Quelle: Internetportal des Kreises Minden-Lübbecke

... in die weiter unten abgebildeten Karten, können mit Streichen der Maus durchs Bild, Abschnitte vergrößert werden!

Das Große Torfmoor war zu dem Zeitpunkt, als die Karte entstand, augenscheinlich in eine
Vielzahl von Parzellen aufgeteilt. Die starke Parzellierung war Folge der großen Wirtschaftlichkeit des Moores.
Das Moor diente nicht nur als Futterquelle für das Vieh (Heugewinnung) sondern auch zur
Beschaffung von Brennmaterial durch die allgemein übliche Torfstecherei. Da galt es also
Reviergrenzen abzustecken.
Als die Karte 1837 entstand, regierte in Preußen noch Friedrich Wilhelm III..
Die wichtigsten Bauprojekte in der Region, die in dieser Ära entstanden, waren die Defensionskaserne (Preussenmuseum) und das gegenüberliegende Garnisonslazarett.
Bad Oeynhausen existierte noch gar nicht. Erst zehn Jahre später in der Ära von Friedrich
Wilhelm IV. sollte Peter Joseph Lenné den berühmten Plan zeichnen, der zum Kurpark führte.
Die folgende Bebauung nahm weitere Jahrzehnte in Anspruch.

Zur Entstehung der Karte
‚Als nach den Befreiungskriegen Preußen den Großteil seines alten Staatsgebiets zurückerhielt, standen zunächst nur veraltete Karten zur Verfügung. Deshalb beschloss der preußische Generalstab im Jahr 1818, eine neue umfassende Kartierung. Vornehmlich junge Offiziere im Leutnantsrang wurden zu den Aufnahme- und Kartierungsarbeiten abkommandiert. Jedes Blatt wurde mit Rang und Namen des aufnehmenden Offiziers abgezeichnet.

In der Provinz Westfalen wurde mit den
Arbeiten 1836, in der Provinz Rheinland
ab 1842 begonnen.
Man bediente sich bei der Kartierung der
einfachsten Mittel. Dennoch entstanden die
Blätter der sogenannten Uraufnahme in
bestechender Genauigkeit. Sie wurden
anschließend mit großer zeichnerischer
Präzision farbig ausgearbeitet‘

Zu der eingehend besprochenen Karte mit Ortschaften nördlich und südlich des Großen Torfmoores, die von dem Leutnant des Ersten Garde-Regiments zu Fuß von Puttkammer gezeichnet wurde, fällt natürlich sofort die große Prominenz des Namens auf.
Wer der Leutnant von Puttkammer war, der in die Provinz Westfalen zur Kartierung abkommandiert wurde, kann ohne weitere Nach-Forschungen nur grob umrissen werden. Als Angehöriger des Leibregiments der preußischen Könige dürfte er mit Sicherheit aus einer Linie des berühmten pommerschen Uradelsgeschlechtes derer von Puttkammer (oder Puttkamer – beide Schreibweisen sind üblich) stammen.
Aus dem pommerschen Uradelsgeschlecht der von Puttkam(m)er gingen in der Geschichte viele hohe Regierungsbedienstete, Offiziere und Persönlichkeiten hervor. Auch das weibliche Geschlecht war vertreten. Otto von Bismarck sollte zehn Jahre nach unserer Karte eine von Puttkamer (Johanna) ehelichen.
Warum der erwähnte Leutnant von Putkammer ausgerechnet in den Ortschaften um Hille zur Kartierung eingesetzt wurde, darüber lässt sich nur spekulieren. Auch regionale Landstriche müssen für einen preußischenLeutnant namhafter Herkunft ein lohnenswertes Ziel der Bemühungen gewesen sein. Die in der damaligen Zeit üblichen Versetzungen nahm man dabei gerne in Kauf.
Zudem war der Landstrich westlich von Minden mit dem großen Moor und dem Wiehengebirge schon in früheren Zeiten recht prominent dargestellt worden. Aus dem Jahr 1539 datiert eine Ansicht des Ritterbruchs (des großen Torfmoores).

Das Aquarell stellt auch Teile des westlichen Mindens dar.Das Original des Kartenblattes aus der Hand des Leutnant von Puttkammer, das zum Anlass unserer Exkursionen wurde, befindet sich heute im Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin (Unter den Linden), Preußischer Kulturbesitz.
Zu weiteren Nachforschungen müsste man also dort das Material einsehen.

Die Bildaufnahmen gehen auf einen Druck zurück, der von der Landesvermessungsanstalt NordrheinWestfalen in Auftrag gegeben wurde. Ein Zusammenschnitt aller Karten des Kreisgebietes, mit deren Herstellung 1836 begonnen wurde (die sogenannte „Uraufnahme“), findet sich auf der Homepage des Kreises-Minden-Lübbecke (‚Historische Karten‘).
Hier auch nähere Informationen, die beispielsweise für den Erwerb einer Karte nötig sind.

Bilder-Zoom

 
 
 
 

07.08.2020 (HH)

Das HillerWebBlatt erinnert an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren 

Hille-Holzhausen II. Neben vielen Veranstaltungen und Berichten erinnert auch das HillerWebBlatt in diesem Jahr an das Ende des Zweiten Weltkrieges am 08. Mai 1945. Deutschland hatte kapituliert. Die Bilanz war erschütternd, 60 Millionen Menschen verloren in den 6 Kriegsjahren ihr Leben. Unter Zerstörung, Hunger und Not hatten viele Menschen noch Jahre nach dem Krieg zu leiden. Die Gedenkfeiern zum Kriegsende am 08. Mai 1945 sollen jedes Jahr an Frieden und Freiheit erinnern und jeden einzelnen ermahnen, sich gegen Gewalt und Diktatur abzugrenzen.

Auch das HillerWebBlatt erinnert daran, dass vor 75 Jahren der zweite Weltkrieg ein Ende fand. Der Gemeindeheimatpfleger Dr. Volker Tiemann hat sich mit den Denkmälern für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges, die auf dem Friedhof in Unterlübbe stehen, befasst. Dazu hat er auch Berichte und Fotos ins HillerWebBlatt gestellt.

Diese Kriegerdenkmäler wurden häufig auf den Friedhöfen aufgestellt, aber es gibt auch Ausnahmen. In Holzhausen II steht ein Ehrenmahl, das an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges erinnert, an einer viel befahrenen Straße. Dieses Ehrenmal erinnert die Menschen nicht nur in einer geschützten und dafür vorgesehenen Anlage an Krieg und Frieden, sondern auch in der Hektik des Alltags. Frieden ist kostbar und es gilt zu allen Zeiten, ihn zu schützen. Daran erinnert auch die Losung des Jahres 2019 „Suche den Frieden und jage ihm nach“. (Psalm 34,15)                                              

Das Ehrenmal an der Minderheiderstraße in Holzhausen II. Die Namen der Gefallenen im Ersten Weltkrieg wurden in Stein gemeißelt. 

Weiter ist zu lesen:

Gott zum Ruhm, den gefallenen Brüdern zur Ehre.

Der Mitwelt zum Gedächtnis, der Nachwelt zur Mahnung

24.07.2020 (Dr. Volker Tiemann, HH)

Dr. Volker Tiemann, Köhlterholz 51, 32479 Hille, Tel.: 05734-7705

Mobil: 0178-3678220

Gemeindeheimatpfleger im Homeoffice

Liebe Ortsheimatpfleger der Gemeinde Hille,

Liebe Heimatfreunde,                                                                               22. Juli 2020

ich hatte in meinem letzten Schreiben angekündigt, dass ich mich von Zeit zu Zeit mit einem

Brief an Euch zu Wort melde. Jetzt ist es mal wieder soweit.

Ich wollte an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dass das Hiller Webblatt sich dazu

entschlossen hat, eine eigene Rubrik ‚Heimatpflege‘ zu erstellen. Ihr findet diese Rubrik

unter ‚Wer alles mitmacht‘ > ‚Heimat und Kultur‘ > ‚Gemeindeheimatpflege‘.

Ferner hat man bereits Texte von mir dort eingestellt: Meine Dankesrede im Gemeinderat

der Gemeinde Hille aus Anlass meiner Ernennung zum Gemeindeheimatpfleger vom

10.3.2020 sowie den ersten Brief vom 5.05.2020 , den ich an Euch geschrieben habe. Ferner

erschien ein erläuternder Bericht am 29.06.2020.

Da es technisch möglich ist, längere Texte im Downloadbereich zur Verfügung zu stellen, hat

man das von mir verfasste ‚Ehrenbuch der Gefallenen des I. Weltkriegs aus Unterlübbe‘

ebenfalls dort aufgenommen. Es wurde sogar unter der Rubrik ‚Lesetipp der Woche‘ als ein

Beispiel ‚aktiver Heimatpflege‘ auf der Eingangsseite gewürdigt.

Ich habe dieses ‚Ehren-‚ oder ‚Mahnbuch‘ im letzten Jahr verfasst. Der Hintergrund war, dass

die Denkmäler, die im Anschluss an den I. Weltkrieg zum Gedenken an die Gefallenen

errichtet wurden, nunmehr seit 100 Jahren bestehen. Teilweise sind sie bereits schon

erheblich verwittert. Die Situation wird jedoch auf den Friedhöfen der Gemeinde Hille

höchst verschieden sein. Manchmal wurden Gedenktafeln mit den Namen der Gefallenen

verbaut, manchmal nicht.

Da – wie gesagt – ein runder Jahrestag zu diesem Thema besteht, schien es mir angebracht

zu sein, initiativ‘ zu werden.

Viele Grüße und einen schönen Sommer

Euer

Volker Tiemann

Das Mahnmal auf dem Unterlübber Friedhof erinnert an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren.

05.07.2020 (HH)

Dr. Volker Tiemann, Köhlterholz 51, 32479 Hille, Tel.:05734-7705,

Mobil: 0178-3678220 volkertiemann@t-online.de

Gemeindeheimatpfleger im Homeoffice

 

Hallo liebe Ortsheimatpfleger der Gemeinde Hille, 05.05.2020

ich hoffe, es geht Euch allen gut in dieser bemerkenswerten Zeit. Wahrscheinlich wird man sich später einmal fragen, was in diesen Tagen vor sich ging, und womit sich die Menschen beschäftigt haben. Also Arbeit für die Ortsheimatpfleger der nächsten Generation!

Ein Grund mehr für den Gemeindeheimatpfleger, sich per Brief an seine Kollegen zu wenden. Wer nichts tut, macht nichts verkehrt, aber er macht auch nichts richtig. Also schreibe ich diesen Brief in der Hoffnung, dass er auf positive Aufnahme stößt.

Die Aufgabe des Gemeindeheimatpflegers ist es, auch den Kontakt zu den Ortsheimatpflegern zu halten. Ich soll ja als ein Bindeglied fungieren zwischen den verschiedenen Gremien.

Konkretes berichten kann ich jedoch nicht. Auch bei mir herrscht vor allen Dingen viel Unsicherheit. Man beschäftigt sich mit Dingen, die man vorher vor sich hergeschoben hat. Man hat Zeit und hofft darauf, dass man sie positiv nutzt. Ich glaube, ich bin da keine Ausnahme.

Was den Artikel vom 05.05.2020 im MT anbelangt (Verschiebung der zusätzlichen

Stellenbesetzung Marketing/Ehrenamt bis in die Zeit nach Corona), so habe ich mich gefragt, ob das auch die Heimatpflege angeht. 

Geschichte hat manchmal den Effekt, dass sie positiv zum Wirtschaftsleben beiträgt. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn es sich um ein besonders schützenswertes Kulturgut handelt, das für Marketingzwecke/ Tourismus eingespannt werden kann.

Hier bei uns in den Ortschaften der Gemeinde Hille sind wir zwar nicht üppig gesegnet mit solchen Gegenständen, aber man sollte diesen Aspekt bei der Gemeindeheimatpflege nicht vernachlässigen.

Auf noch eine Sache möchte ich in diesen Tagen aber aufmerksam machen, die ebenfalls in den Bereich der Heimatpflege fällt: Sie liegt mir auch persönlich sehr am Herzen (s.u.). Es geht um ein Datum, das uns alle angeht:

In diesen Tagen und Wochen endete vor 75 Jahren in Deutschland und Europa der Zweite Weltkrieg. (Wenige Monate später kapitulierte auch Japan).) Eine schmerzensreiche Zeit, die für viele Familien Not und Elend bedeutete, ging damit zu Ende.- Auch die kommenden Jahre waren für die Menschen noch hart, aber ein Anfang war gemacht: es konnte nur noch besser werden.

Leider haben wir in der Gemeinde Hille keine zentrale Gedenkstätte, kein Museum oder eine Ausstellungshalle, wo eine kleine Ausstellung zum Thema hätte organisiert werden können. Sie wäre zwar aufgrund von Corona ausgefallen; aber jemand hätte sich damit beschäftigt, und dass wäre sicherlich gut gewesen. 

Geschichtsinteressierte wie Ortsheimatpfleger haben es in kleineren Gemeinden schwer. Es fehlt an Möglichkeiten und Gelegenheiten. Selbst eine Pinnwand fehlt, an der man seine Gedanken anheften kann.

So müssen wir bei unserer Erinnerungsarbeit in erster Linie daran anknüpfen, was die Generation vor uns hinterlassen hat:

 An den Krieg, der vor 75 Jahren zu Ende ging, erinnern heute vor allem die Friedhöfe und die darauf errichteten Denkmäler und Mahntafeln mit den Namen der Gefallenen.

 Ich selbst habe es mir fest vorgenommen, in diesen Tagen dort kurz einmal innezuhalten und darüber nachdenken, wie segensreich für uns der Friede ist.

In den Medien, dem Fernsehen, den Zeitungen und dem Internet, wird bereits ausführlich über das historische Datum des Kriegsendes berichtet. Da vor 75 Jahren so manches passierte, werden wir wohl das ganze Jahr neben Corona davon hören. Auf lokaler Ebene haben wir die elektronischen Postwege, mit der sich ebenfalls eine Form von Erinnerungsarbeit leisten lässt.

Also; ich kann jedem von Euch nur empfehlen: Erinnert Euch in dieser Zeit, in der sich das Ende des Krieges zum 75 mal jährt, und in der auch viel Zeit zum Nachdenken da ist, was Krieg bedeutet, und was der Friede uns geschenkt hat. 

Ich wünsche weiterhin ‚Alles Gute‘ und kommt gut durch die nächsten Wochen.

Sollte irgendetwas Konkretes anstehen, melde ich mich wieder.

Viele Grüße

Volker Tiemann

 (als Gemeindeheimatpfleger im Homeoffice)

 

Blick auf die Gesamtanlage auf dem Friedhof in Unterlübbe

Mahnmahl an die gefallenen Soldaten im Zweiten Weltkrieg

Gedenkplatte mit den Namen der gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges 

Ehrenbuch

Digitales Dokument, gegen das Vergessen nach Verwittern der Inschrift

Das Ehrenbuch der Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg aus der Ortschaft Unterlübbe wurde von Dr. Volker Tiemann verfasst und dem HillerWebBlatt zur Verfügung gestellt. Das Ehrenbuch soll das Denkmal auf dem Unterlübber Friedhof nicht ersetzen, sondern ergänzen und an den Sinnspruch erinnern: „Vergiss mein Volk die treuen Toten nicht.“

Hier findet sich der Download als PDF-Dokument [1.023 KB]

05.07.2020 (HH)

Dankesrede des Dr. Volker Tiemann nach seiner Wahl zum Gemeindeheimatpfleger 

Dankesrede                                                              Stand 10.3.2020

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, verehrte Anwesende,

Nachdem man mich am 12. Juli 2018 zum Ortsheimatpfleger von Unterlübbe gewählt hat, stehe ich nun ein zweites Mal vor Ihnen.

Heute hat mich der Rat der Gemeinde Hille zum Gemeindeheimatpfleger gewählt. Ich bedanke mich für ihr Vertrauen.

Als Gemeindeheimatpfleger steht es mir vielleicht zu, eine etwas längere Dankesrede zu halten. Aber ich möchte sie vorweg beruhigen: solange wird sie nicht dauern.

Nötig wurde die Wahl, weil der bisherige Gemeindeheimatpfleger Herr Gerhard Finke am 4. August 2019 verstorben ist. Mein Dank gilt hier den erbrachten Leistungen meines verstorbenen Vorgängers. Rat und Verwaltung der Gemeinde Hille haben sich dazu entschlossen, die Position neu zu besetzen. Deshalb diese heutige Wahl.

Heimat – was ist das eigentlich?

Mir hat sich diesbezüglich ein Satz eingeprägt, den ich hier gerne vorlesen möchte. Er lautet:

„Man kann einen Menschen aus seiner Heimat vertreiben, aber nicht die Heimat aus einem Menschen.“

Ich denke, dieser Satz bringt klar zum Ausdruck, worum es eigentlich geht: Heimat ist mehr als die Natur, die uns umgibt, oder der Schützen- oder Sportverein, in dem wir gesellige Abende verbringen. Heimat ist nach dieser Definition ein Gefühl, das in uns steckt. Man könnte auch sagen: Eine Vertrautheit mit den Dingen, das positive Gefühle weckt.

Es ist richtig: Heimat schafft Zusammenhalt. Sie ist das zusammenhaltende Element, das alle Personen einer bestimmten Region miteinander verbindet.

Heimat hat es nach dieser Definition in gleich bleibenden Maße zu allen Zeiten gegeben. Aber es gibt natürlich historische Etappen, die sich in besonderer Weise mit dem Begriff der Heimat verbinden: man denke etwa an die großen Migrationsbewegungen im 19.

Jahrhundert, die Emigrationsbewegungen während der dreißiger Jahre des vorherigen

Jahrhunderts. Man denke an die beiden Kriege, die dafür sorgten, dass viele Menschen ihre Heimat verloren; oder man denke an das Schicksal der Vertriebenen im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg. 

Man sieht an diesen Beispielen, dass der Begriff ‚Heimat‘ insbesondere auch dann ins

Zentrum rückt, wenn eine Notlage existiert: wirtschaftliche Not, beispielsweise, die zur Auswanderung zwingt, fehlende Integration oder Ausgrenzung aufgrund politischer Umstände.

Auch in jüngster Vergangenheit stehen wir in einer Zeit, die durch große Migrationsbewegungen gekennzeichnet ist.

Der Begriff Heimat ist folgerichtig wieder in das Zentrum gerückt, und er ist beispielsweise in den Bezeichnungen von Bundes- und Landesministerien zurückgekehrt.

 Schon deshalb lohnt es sich, auch auf kommunaler Ebene sich mit diesen Zusammenhängen zu beschäftigen. Fördermöglichkeiten hängen beispielsweise davon ab.

 

Was kann ein Gemeindeheimatpfleger tun, was kann ich für die Gemeinde Hille tun? Wo sehe ich Perspektiven?

Als Gemeindeheimatpfleger sehe ich mich ein Stück weit in der Pflicht, die beschriebenen Entwicklungen weiter zu beobachten, um gegebenenfalls weitere Ideen zu formulieren. Aber ich sehe mich dabei nur als ein Rad im Getriebe eines umfassenderen Prozesses. Auch andere sind aufgerufen, sich unabhängig von dem, was sie unter Heimat verstehen, oder wo sie sich politisch sehen, in den Prozess einzubringen.

Es ist dabei darauf Acht zu geben, dass man andere, die abweichende Vorstellungen von Heimat haben,  oder die anderer Herkunft sind, nicht in ihren Freiheiten einschränkt. Heimat muss für möglichst viele möglich sein: unabhängig von dem, wer sie sind, oder was sie waren. Alles andere wäre ein Rückschritt – vielleicht sogar ein Schritt zurück zur Intoleranz und Abkapselung.

Heimatpflege gibt es nicht erst seit heute, sondern es hat sie auch schon früher gegeben. Auch Teile der Geschichtswissenschaften wurden dabei in Anspruch genommen. Im Zentrum stehen traditionell Ortsgeschichte, Denkmalpflege, Brauchtumspflege und Naturschutz. Es gibt keinen Grund an diesen Säulen zu zweifeln. Aber auch andere Aktivitäten sind vorstellbar: Ausstellungen könnten durchgeführt werden oder Ausflüge organisiert werden. Auch Vortragsabende gehören zur Heimatpflege oder Gedenkveranstaltungen, die sich mit Persönlichkeiten oder mit Ereignissen beschäftigen. 

Den Ideen sind letztlich keine Grenzen gesetzt. Soweit das bürgerschaftliche Miteinander bewahrt und entwickelt wird, kann man vieles unter Heimatpflege verstehen.

Auch Schulkinder sollten etwas mehr über ihre Heimat wissen. Denn an den weiterführenden Schulen und Hochschulen lernen sie darüber nichts.

 Es ist zweifellos eine Maxime unserer Zeit, dass Lern- und Lehrinhalte möglichst universal gehalten werden. Anders ließe sich unser Schul- und Hochschulwesen nicht organisieren. Diese Organisationsform läuft jedoch Gefahr, dass man über die nächste Umgebung nichts mehr weiß. Hier ist die Heimatpflege dazu aufgerufen, eine Balance zu schaffen zwischen den universellen Lehr-Inhalten und den Themen der nächsten Umgebung.  

Ich selbst verstehe mich dabei eher als ein Moderator und als ein sachkundiger Mitbürger.

Gerne stehe ich meinen Mitbürgern mit Rat und Tat zur Seite. Gerne beantworte ich ihre Fragen und kümmere mich um ihre Anliegen. Natürlich nimmt der Gemeindeheimatpfleger auch gerne großzügige Spenden an, mit denen sich Projekte vor Ort finanzieren ließen.

Wohl jeder Hiller Bürger verbindet mit dem Wort Heimatpflege ein persönliches

Steckenpferd. Auch gehört es zu den Aufgaben eines Heimatpflegers persönliche Interessen zu wecken und zu fördern.

Ich selbst habe mich in der Vergangenheit mit der Kirche in Oberlübbe befasst. Ein kleines

Buch ist daraus hervorgegangen. Auch lag mein Interesse auf den Denkmälern des Mindener Landes. Auch zu diesem Thema habe ich geforscht und eine Publikation verfasst.

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In vielen Bereichen hat die Geschichte den neun Ortschaften der Gemeinde Hille sehr unterschiedliche Wesenszüge beschert. Es ist also richtig, dass es in den einzelnen Ortschaften Ortsheimatpfleger gibt, die die Geschichte ihrer Ortschaft, die ortstypische Mentalität und die Geschichte ihrer Baudenkmäler kennen. 

Als Gemeindeheimatpfleger sehe ich mich auf einer Schnittstelle zu den einzelnen

Ortsheimatpflegern. Ich sehe mich als ein Multiplikator, der Informationen weiterreicht und der als eine Anlaufstelle für Fragen und Probleme fungiert.

Hier endet mein Gedankenfluss zum Themenbereich der Heimat. Sicherlich ließe sich noch vieles dazu sagen. Aber vorerst will ich schließen. Ich danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit.

 

 

 

 

 

 

Die Wahl fand im Hartumer Rathaus statt.

29.06.2020 (HH)

Gemeindeheimatpflege liegt in den Händen von Dr. Volker Tiemann

Hille. Seit dem 10. März 2020 hat unsere Gemeinde Hille wieder einen Gemeindeheimatpfleger. Da der langjährige Gemeindeheimatpfleger Gerhard Finke am 04. August 2019 verstorben ist, hat die Verwaltung den promovierten Kunsthistoriker Dr. Volker Tiemann gefragt, ob er das Ehrenamt übernehmen möchte.

Der 60 jährige Dr. Volker Tiemann, der in Unterlübbe, Köhlterholz 51, wohnt und in Berlin studierte, hat zugesagt und dieses Ehrenamt gern übernommen. Am 10.03. 2020 wurde er vom Rat zum Gemeindeheimatpfleger gewählt. Als Kunsthistoriker ist er freiberuflich tätig und nebenberuflich betreut er hilfsbedürftige Menschen.

In einem Gespräch mit dem HillerWebBlatt sagte Dr. Tiemann, dass Heimatpflege für ihn einen besonderen Stellenwert habe. Am 12. Juli 2018 wurde er zum Ortsheimatpfleger von Unterlübbe gewählt und konnte schon Erfahrungen im Bereich Heimatpflege sammeln. Das Ehrenamt sei zwar mit Mehrarbeit verbunden, die er aber gern in Kauf nehme.

Heimatpflege sei  in der heutigen Zeit nicht überholt und deshalb sollten auch unsere Kinder ihre Heimat bewusst wahrnehmen. Zum Thema Heimat habe er sich einen Satz besonders gemerkt: „Man kann einen Menschen aus der  Heimat vertreiben, aber nicht die Heimat aus einem Menschen“. Heimat sei nicht nur eine lieb gewordene Landschaft, Familie, Freundschaft, Tradition und Brauchtum, sondern ist ein Gefühl, das in uns steckt.

Seine Aufgabe als Gemeindeheimatpfleger sieht Dr. Tiemann u.a. darin, Verbindungen zwischen den Ortsheimatpflegern der Gemeinde Hille, dem Kreisheimatpfleger Friedrich Klanke und den Hiller Bürgerinnen und Bürgern herzustellen. Weiter möchte er historische Themen aufgreifen und mit Leben füllen sowie Denkmäler und geschichtsträchtige Gebäude pflegen und erhalten. Hier sei es besonders wichtig, das Interesse der Bürgerinnen und Bürger zu wecken und sie für die Mitarbeit zu gewinnen, so Dr. Volker Tiemann.

 

 

Dr. Volker Tiemann würde sich freuen, wenn die Inschrift der Grabplatte, die an der Evangelischen Kirche in Holzhausen II steht, übersetzt wird.

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