Engel

Weihnachten zu Corona

24.12.2020 (HH)

Weihnachten in Hille so ganz ohne Engel?  ….  

Hille. Nein, das geht gar nicht. In der Weihnachtszeit rückt das Thema „Engel“ mehr und mehr in den Mittelpunkt. Da wird über Schutz- Verkündigungs- und ganz allgemein über Weihnachtsengel gesprochen.

Zur Weihnachtszeit gehört die Weihnachtsgeschichte ( Neues Testament, Lukas 1) einfach mit dazu. Da ist wiederholt vom Engel Gabriel die Rede, der die frohe Botschaft von der Geburt Jesu ankündigte. Weiter geht es um die Hirten auf dem Felde, denen ein Engel und die himmlischen Herrscharen erschienen sind und die die frohe Botschaft verkündigten.

Begleitengel  als Schlüsselanhänger

Aber nicht nur in der Bibel, sondern auch im täglichen Leben begegnen uns Engel. Oft heißt es, wenn man gerade noch einem schweren Unfall abwenden konnte: „Hier hatte ich wohl einen Schutzengel“.

Ein gutes Beispiel bietet die Kirchengemeinde Hartum-Holzhausen. Einem Dankesschreiben an die ehrenamtlichen Mitarbeiter wurde ein Schlüsselanhänger mit einem Engel beigefügt. Dazu schreibt Pfarrer Christian M. Weber, dass dieser „Wegbegleiter -Engel“ unsere Wege segnend und schützend begleiten möge.

Seit Jahrhunderten sind Engel in der Kunst ein beliebtes Motiv, sowohl in der Malerei, Bildhauerei als auch im kunsthandwerklichen Bereich. Über die Jahrhunderte wurden Engel menschenähnlich und mit Flügeln dargestellt und als Boten Gottes geshen.

Ein Beispiel aus der Malerei

Ein Beispiel aus der Bildhauerei

Ein Beispiel aus dem kunsthandwerklichen Bereich

Engel: Notitzen aus der Sprachwissenschaft

In vielen weihnachtlichen Geschichten, Gedichten  und Liedern sind Engel eingebunden. Auch der Sprachwissentschaftler Prof. Dr. Wilfried Kürschner hat sich mit dem Thema Engel befasst und seine Kolumne zu diesem Thema dem HillerWebBlatt zur Verfügung gestellt. Hier geht es nicht um Engel allgemein, sondern um Cherubim und Seraphinen im Besonderen.

2020-Dez-19 Oldenburgische Volkszeitung [Vechta]

KOLUMNE: NOTIZEN AUS DER SPRACHEBENE

Cherubim und Seraphinen

Von Wilfried Kürschner

„Heut schließt er wieder auf die Tür | zum schönen Paradeis, | der Cherub steht nicht mehr dafür, | Gott sei Lob, Ehr und Preis, | Gott sei Lob, Ehr und Preis.“ Wenigstens den Älteren unter uns wird diese Strophe aus einem Weihnachtslied bekannt vorkommen, vielleicht kommt ihnen auch gleich die Melodie in den Sinn. Der Text ist nicht mehr ganz taufrisch, wie die altertümliche Form Paradeis statt Paradies zeigt, die sich auf Preis reimt; dass es statt steht ... davor hier steht ... dafür heißt, ist vielleicht dem Reim auf die Tür ge-schuldet, aber man könnte ja stattdessen auch das Tor wählen und darauf ... nicht mehr davor reimen.

Nicht allen bekannt sein dürfte das Wort Cherub. Es stammt aus dem Hebräischen und bezeichnet einen Engel mit Flügeln und Tierfüßen. Solche Engel kommen unter anderem in der biblischen Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies vor. Nach dem Sün-denfall, so ist dort in der Einheitsübersetzung zu lesen, vertrieb Gott den Menschen, Adam, aus dem Paradies „und ließ östlich vom Garten Eden die Kerubim wohnen und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten“ (1. Mose, 3,24). Mehrere dieser Engel also und nicht nur einen wie in unserem Lied.

Sprachlich auffällig ist die Schreibung des Anfangsbuchstabens: einmal mit ch, einmal mit k. Das liegt an den unterschiedlichen Wiedergaben des hebräischen Originals. Dort steht der Buchstabe Kaf, der nach einer ökumenischen Übereinkunft im Deutschen hier mit k wiederzugeben ist. Daran hält sich die katholische Einheitsübersetzung, die Luther-bibel 2017 bleibt bei der älteren Schreibung mit ch (Cherubim), wie es auch andere Bi-belübersetzungen tun. Diese Schreibung geht auf die griechische Übersetzung der hebrä-ischen Bibel, die Septuaginta aus dem 3. und 2. vorchristlichen Jahrhundert, zurück. Dort wurde der Buchstabe Chi verwandt (sieht aus wie unser „X“), der für ein behauchtes „k“ steht: „kh“. Chi wurde im Lateinischen durch die Buchstabenkombination „ch“ wieder-gegeben und hatte denselben Lautwert, „kh“. Später erhielt das lateinische „ch“ im Deut-schen zwei Ausspracheformen: den Laut „ch“ wie in „Chemie“ oder den Laut „k“ wie in „Chor“. Dementsprechend hat Cherub zwei Lautungen.

Dass nicht nur ein, sondern mehrere Engel als Wächter aufgestellt wurden, wird durch die Endung -im (mit langem „i“) angezeigt. Das entspricht dem hebräischen Original. Daneben sind aber auch andere Pluralformen in Gebrauch, und zwar gleich drei: Che-rub/Kerub + -e/-en/-inen. Bei den ersten beiden handelt es sich um Eindeutschungen (wie etwa in „Urlaub-e“ oder „Stube-n“). Die Endung -inen geht auf die kirchenlateinische Form Cherubin zurück, der vermutlich die deutsche einheimische Pluralendung -en hin-zugefügt wurde.

Vergleichbare Verhältnisse sprachlicher Art finden wir in den Zeilen „Alles was dich preisen kann, | Cherubim und Seraphinen | stimmen dir ein Loblied an ...“. Sie stehen in der zweiten Strophe des Kirchenliedes „Großer Gott, wir loben dich“. Hier kommt eine zweite Klasse von Engeln ins Spiel, die Seraphim/Serafim, Engel der Anbetung mit sechs Flügeln (und in der Gestalt einer Schlange), wie wir aus dem Duden-Universalwörterbuch erfahren. Auch hier ist die Schreibung wieder doppelt: zum einen mit ph für die

griechische Wiedergabe des hebräischen Originals, des Buchstabens Pe, der im Wortin-nern und im Auslaut die Aussprache „f“ haben kann; dafür steht im Griechischen der Buchstabe Phi bereit. Dieser wird im Lateinischen mit der Buchstabenkombination „ph“ weitergeführt und so auch ins Deutsche übernommen (bis auf Wörter vom Typ Fotograf, Saxofon oder Grafik, die aber auch mit ph geschrieben werden können). Die Schreibung mit f, Seraf, ist die ökumenische. Die Pluralbildung weist dieselbe Vielfalt auf wie bei Kerubim: Seraf-im, Seraf-inen, Seraf-e, Seraf-en.

Übrigens: Wenn Sie noch grübeln, aus welchem Lied unser Eingangsvers stammt: Es handelt sich um „Lobt Gott, ihr Christen, alle gleich“ von Nikolaus Herman aus dem Jahre 1560.

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